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• Das Bankgeschäft, der Euro und die Technologie
Die BNP hat sich seit langem auf die doppelte Umbruchsbewegung vorbereitet, die einerseits von der Einführung des Euro und andererseits von den technologischen Wandlungsprozessen ausgeht. Auch wenn der Euro zur Zeit nur einen geringen Stellenwert im Leben unserer Mitbürger einnimmt, ist er doch schon Teil des Unternehmensalltags. Darüber hinaus wird sich das Internet, das gegenwärtig noch als Informationsmedium angesehen wird, in Europa künftig zu einem wirklichen Verkaufs- und Vertriebsinstrument entwickeln. Mit seiner Hilfe können die Banken ein paralleles, kundennahes und europaweites Bankennetz aufbauen. In diesem Sinne hat die BNP für seine Privatkunden das Angebot zu einem computergestützen Homebanking entwickelt. © 1999
Michel PEBEREAU - Vorstandsvorsitzender der Banque Nationale de Paris (BNP)


Die Banken haben in Europa gleichzeitig zwei Umbrüche zu bewältigen. Der erste betrifft das Bankgeschäft auf weltweiter Ebene: Es geht um die Entwicklung der Informationstechnologien und deren immer stärkere Übernahme durch die Konsumenten in ihrem Lebensalltag. Der zweite betrifft in spezifischerem Masse die europäischen Banken: Es handelt sich um die Einführung des Euro, d.h. um einen Währungs- oder, anders gesagt, um einen Rohstoffwechsel.

Die beschleunigten technologischen Wandlungsprozesse und die Einführung des Euro vollziehen sich nicht nur zeitgleich, sondern sie stimmen auch in ihren Auswirkungen überein, denn sie führen beide zu einer Ausweitung des Heimatmarktes der europäischen Banken:

u Mit dem Euro wird das Problem unterschiedlicher Landeswährungen ausgeräumt, selbst wenn angesichts einer fehlenden steuerrechtlichen und technischen Vereinheitlichung zahlreiche Hindernisse bestehen bleiben.

u Mit den neuen Technologien, insbesondere mit dem Internet, wird die Distanz aufgehoben, die die Banknetzwerke von ihren Kunden trennt.

Die BNP hat sich seit langem auf diesen zweifachen Umbruch vorbereitet.

Zuallererst hat sie frühzeitig den Vorbereitungsprozess auf die Einheitswährung eingeleitet. Die Umstellung auf den Euro bedeutete für sie eine grosse Investition: Das "Projekt Euro" hat 1,7 Milliarden Francs gekostet.

Etwa die Hälfte dieser Ausgaben wurde allein für die Informatik aufgebracht: 60.000 Programme wurden modifiziert, 500 Informatiker haben daran mehr als zwei Jahre lang ununterbrochen gearbeitet.

Es müssen gleichfalls ein Produktangebot und Serviceleistungen in Euro ausgearbeitet, verschiedene Kategorien von Mitarbeitern ausgebildet - mehr als 10.000 davon wurden bereits geschult, auf die Fragen unserer Kunden zu antworten - sowie eine breite Informationskampagne für unsere verschiedenen Kundenkategorien angestrengt werden.

Die Investitionen haben sich allerdings nicht nur auf das Nötigste beschränkt, um den Übergang zum Euro sicherzustellen. Für die BNP war der Euro vielmehr ein ausgezeichneter Katalysator für betriebliche Veränderungen. Zwar steht das Wesentliche noch aus - nämlich die Kunden in der gesamten Periode zu betreuen, die im Jahre 2002 schliesslich zur Ersetzung des Franc durch den Euro führen wird -, die technischen Vorarbeiten sind heute aber praktisch beendet: Schon jetzt können die Unternehmens- und Privatkunden der BNP ihre Bank in Euro nutzen, genauso wie sie es wünschen: vollständig, teilweise oder gar nicht.

Auch wenn der Euro in dem Leben unserer Mitbürger nur von nebensächlicher Bedeutung ist, so ist er doch bereits ein Bestandteil des Unternehmensalltags. Dank des Euro ist heute der europäische Markt für eine Reihe von mittelständischen Betrieben Frankreichs zu einer Wirklichkeit geworden. Den Banken wird so die Aufgabe zuteil, ihnen sowohl bei der Bewältigung der Auswirkungen des Euro - Verwaltung des Kunden- und Lieferantenverkehrs, Buchhaltung - als auch bei der Wahrnehmung der Möglichkeiten der neuen Währung zu helfen. Dazu hat die BNP ein Netzwerk an Verträgen mit Partnerbanken abgeschlossen, die es ermöglichen, Serviceleistungen und Produkte auf europäischer Ebene anzubieten.

Mit seinem Hauptpartner, der Dresdner Bank, hat die BNP ein deutsch-französisches Produkt des Cash-Management für mittelständische Betriebe begründet, das auf einer Vernetzung der Informatiksysteme der beiden Häuser beruht. Ausserdem gehen die "TransEuropean Banking Services", ein Angebotsnetz mit Serviceleistungen wie Überweisungen auf europäischer Ebene in 11 Banken mit insgesamt 14.000 Schaltern, auf die BNP und die Dresdner Bank zurück.

Was die Privatkunden betrifft, so wird oft die "Veränderung des Bezugssystems" als Folge des Währungswechsels betont. Man darf dabei allerdings nicht vergessen, dass die Einführung des Euro viel weitreichendere Folgen für die europäischen Bürger haben wird als einen simplen Wechsel der Rechnungseinheit: Mit dem Euro wird Europa zu einem Bestandteil ihres Lebensalltags, und die Aufgabe einer Bank ist es, ihnen zu helfen, aus den sich daraus ergebenden Möglichkeiten - so gut es geht - Vorteile zu ziehen. Allerdings müssen sich erst noch konkrete Gelegenheiten ergeben, bei in Rotterdam oder Mailand ansässigen Anbietern einzukaufen, wenn man in Paris oder Madrid wohnt.

In dieser Hinsicht dürfte das Internet eine Schlüsselrolle spielen. Heute mag es noch als Informationsmedium wahrgenommen werden, im Europa von morgen wird es zu einem eigentlichen Verkaufs- und Vertriebsinstrument. Der spezialisierte Versandhandel hat dies bereits begriffen: Nachdem er zuerst nur eine Auswahl an Artikeln im Internet angeboten hat, hat er nunmehr mehrheitlich den gesamten Katalog dort ausgestellt. Für die Banken steht mit dieser neuen Verkehrsart Beträchtliches auf dem Spiel. Schon jetzt ist das Internet ein geläufiges Mittel der Börsenauftragserteilung für die amerikanischen Sparer.

Nur wenigen Banken wird es gelingen, sich durch einen Erwerb oder den Aufbau eines Netzes von Niederlassungen über ihre Grenzen hinaus zu entwickeln. Mit den durch die Annäherung zwischen Grossbanken zustande gekommenen Gruppen "Banken ohne Grenzen", die Niederlassungsnetze nur in zwei oder drei Ländern verbinden, lässt sich das gesamte europäische Gebiet nicht abdecken. So werden dann gewissermassen diejenigen belohnt, die es verstanden haben, sich mit dem Internet ein anderes Vertriebssystem nutzbar zu machen. Ihnen wird es gelingen, auf dem europäischen Markt schnell Kunden für sich zu gewinnen, denn sie können sogleich die Möglichkeiten wahrnehmen, die sich aus den rechtlichen und steuerlichen Gleichstellungen ergeben werden.

Die BNP hat für ihre Privatkunden das Angebot des Homebanking via Internet entwickelt; als erstes Netzwerk hat sie der Gesamtheit ihrer Kunden ihre Serviceleistungen angeboten. Damit lassen sich alle Kontoarten konsultieren, Informationen herunterkopieren, Überweisungen und Börsengeschäfte tätigen, Investmentzertifikate oder -fonds erwerben und verkaufen, Emails an die Beratungsplattform versenden und die Teletransfert-Sicherungskarte benutzen, um sich bei Identifizierung und Transaktionen gegen Missbrauch zu schützen. Als Marktführer im Bereich Telematik arbeitet die BNP daran, ihr kommerzielles Angebot zu gegebenem Zeitpunkt in ganz Europa zugänglich zu machen.

Natürlich geht es für die Banken darum, die europäischen und technologischen Herausforderungen erfolgreich anzunehmen, allerdings ohne das aufzugeben, was stets ihre Stärke ausgemacht hat: die Qualität der Betreuung und die geographische wie psychologische Nähe. Der persönlichen Beratung und dem Bankfilialsystem steht eine aussichtsreiche Zukunft bevor. Der Übergang in das 21. Jahrhundert bei gleichzeitiger Wahrung dieser Stärken: Darin besteht wohl die grosse Herausforderung an unseren Berufszweig. Die BNP ist sich - wie wohl auch die Mehrzahl ihrer europäischen Konkurrenten - dessen voll und ganz bewusst.

Eigene Übersetzung des Forum



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