Die Banken haben
in Europa gleichzeitig zwei Umbrüche zu bewältigen. Der
erste betrifft das Bankgeschäft auf weltweiter Ebene: Es geht
um die Entwicklung der Informationstechnologien und deren immer
stärkere Übernahme durch die Konsumenten in ihrem Lebensalltag.
Der zweite betrifft in spezifischerem Masse die europäischen
Banken: Es handelt sich um die Einführung des Euro, d.h. um
einen Währungs- oder, anders gesagt, um einen Rohstoffwechsel.
Die beschleunigten
technologischen Wandlungsprozesse und die Einführung des Euro
vollziehen sich nicht nur zeitgleich, sondern sie stimmen auch in
ihren Auswirkungen überein, denn sie führen beide zu einer
Ausweitung des Heimatmarktes der europäischen Banken:
u Mit dem Euro
wird das Problem unterschiedlicher Landeswährungen ausgeräumt,
selbst wenn angesichts einer fehlenden steuerrechtlichen und technischen
Vereinheitlichung zahlreiche Hindernisse bestehen bleiben.
u Mit den neuen
Technologien, insbesondere mit dem Internet, wird die Distanz aufgehoben,
die die Banknetzwerke von ihren Kunden trennt.
Die BNP hat
sich seit langem auf diesen zweifachen Umbruch vorbereitet.
Zuallererst
hat sie frühzeitig den Vorbereitungsprozess auf die Einheitswährung
eingeleitet. Die Umstellung auf den Euro bedeutete für sie
eine grosse Investition: Das "Projekt Euro" hat 1,7 Milliarden
Francs gekostet.
Etwa die Hälfte
dieser Ausgaben wurde allein für die Informatik aufgebracht:
60.000 Programme wurden modifiziert, 500 Informatiker haben daran
mehr als zwei Jahre lang ununterbrochen gearbeitet.
Es müssen
gleichfalls ein Produktangebot und Serviceleistungen in Euro ausgearbeitet,
verschiedene Kategorien von Mitarbeitern ausgebildet - mehr als
10.000 davon wurden bereits geschult, auf die Fragen unserer Kunden
zu antworten - sowie eine breite Informationskampagne für unsere
verschiedenen Kundenkategorien angestrengt werden.
Die Investitionen
haben sich allerdings nicht nur auf das Nötigste beschränkt,
um den Übergang zum Euro sicherzustellen. Für die BNP
war der Euro vielmehr ein ausgezeichneter Katalysator für betriebliche
Veränderungen. Zwar steht das Wesentliche noch aus - nämlich
die Kunden in der gesamten Periode zu betreuen, die im Jahre 2002
schliesslich zur Ersetzung des Franc durch den Euro führen
wird -, die technischen Vorarbeiten sind heute aber praktisch beendet:
Schon jetzt können die Unternehmens- und Privatkunden der BNP
ihre Bank in Euro nutzen, genauso wie sie es wünschen: vollständig,
teilweise oder gar nicht.
Auch wenn der
Euro in dem Leben unserer Mitbürger nur von nebensächlicher
Bedeutung ist, so ist er doch bereits ein Bestandteil des Unternehmensalltags.
Dank des Euro ist heute der europäische Markt für eine
Reihe von mittelständischen Betrieben Frankreichs zu einer
Wirklichkeit geworden. Den Banken wird so die Aufgabe zuteil, ihnen
sowohl bei der Bewältigung der Auswirkungen des Euro - Verwaltung
des Kunden- und Lieferantenverkehrs, Buchhaltung - als auch bei
der Wahrnehmung der Möglichkeiten der neuen Währung zu
helfen. Dazu hat die BNP ein Netzwerk an Verträgen mit Partnerbanken
abgeschlossen, die es ermöglichen, Serviceleistungen und Produkte
auf europäischer Ebene anzubieten.
Mit seinem
Hauptpartner, der Dresdner Bank, hat die BNP ein deutsch-französisches
Produkt des Cash-Management für mittelständische Betriebe
begründet, das auf einer Vernetzung der Informatiksysteme der
beiden Häuser beruht. Ausserdem gehen die "TransEuropean
Banking Services", ein Angebotsnetz mit Serviceleistungen wie
Überweisungen auf europäischer Ebene in 11 Banken mit
insgesamt 14.000 Schaltern, auf die BNP und die Dresdner Bank zurück.
Was die Privatkunden
betrifft, so wird oft die "Veränderung des Bezugssystems"
als Folge des Währungswechsels betont. Man darf dabei allerdings
nicht vergessen, dass die Einführung des Euro viel weitreichendere
Folgen für die europäischen Bürger haben wird als
einen simplen Wechsel der Rechnungseinheit: Mit dem Euro wird Europa
zu einem Bestandteil ihres Lebensalltags, und die Aufgabe einer
Bank ist es, ihnen zu helfen, aus den sich daraus ergebenden Möglichkeiten
- so gut es geht - Vorteile zu ziehen. Allerdings müssen sich
erst noch konkrete Gelegenheiten ergeben, bei in Rotterdam oder
Mailand ansässigen Anbietern einzukaufen, wenn man in Paris
oder Madrid wohnt.
In dieser Hinsicht
dürfte das Internet eine Schlüsselrolle spielen. Heute
mag es noch als Informationsmedium wahrgenommen werden, im Europa
von morgen wird es zu einem eigentlichen Verkaufs- und Vertriebsinstrument.
Der spezialisierte Versandhandel hat dies bereits begriffen: Nachdem
er zuerst nur eine Auswahl an Artikeln im Internet angeboten hat,
hat er nunmehr mehrheitlich den gesamten Katalog dort ausgestellt.
Für die Banken steht mit dieser neuen Verkehrsart Beträchtliches
auf dem Spiel. Schon jetzt ist das Internet ein geläufiges
Mittel der Börsenauftragserteilung für die amerikanischen
Sparer.
Nur wenigen
Banken wird es gelingen, sich durch einen Erwerb oder den Aufbau
eines Netzes von Niederlassungen über ihre Grenzen hinaus zu
entwickeln. Mit den durch die Annäherung zwischen Grossbanken
zustande gekommenen Gruppen "Banken ohne Grenzen", die
Niederlassungsnetze nur in zwei oder drei Ländern verbinden,
lässt sich das gesamte europäische Gebiet nicht abdecken.
So werden dann gewissermassen diejenigen belohnt, die es verstanden
haben, sich mit dem Internet ein anderes Vertriebssystem nutzbar
zu machen. Ihnen wird es gelingen, auf dem europäischen Markt
schnell Kunden für sich zu gewinnen, denn sie können sogleich
die Möglichkeiten wahrnehmen, die sich aus den rechtlichen
und steuerlichen Gleichstellungen ergeben werden.
Die BNP hat
für ihre Privatkunden das Angebot des Homebanking via Internet
entwickelt; als erstes Netzwerk hat sie der Gesamtheit ihrer Kunden
ihre Serviceleistungen angeboten. Damit lassen sich alle Kontoarten
konsultieren, Informationen herunterkopieren, Überweisungen
und Börsengeschäfte tätigen, Investmentzertifikate
oder -fonds erwerben und verkaufen, Emails an die Beratungsplattform
versenden und die Teletransfert-Sicherungskarte benutzen, um sich
bei Identifizierung und Transaktionen gegen Missbrauch zu schützen.
Als Marktführer im Bereich Telematik arbeitet die BNP daran,
ihr kommerzielles Angebot zu gegebenem Zeitpunkt in ganz Europa
zugänglich zu machen.
Natürlich
geht es für die Banken darum, die europäischen und technologischen
Herausforderungen erfolgreich anzunehmen, allerdings ohne das aufzugeben,
was stets ihre Stärke ausgemacht hat: die Qualität der
Betreuung und die geographische wie psychologische Nähe. Der
persönlichen Beratung und dem Bankfilialsystem steht eine aussichtsreiche
Zukunft bevor. Der Übergang in das 21. Jahrhundert bei gleichzeitiger
Wahrung dieser Stärken: Darin besteht wohl die grosse Herausforderung
an unseren Berufszweig. Die BNP ist sich - wie wohl auch die Mehrzahl
ihrer europäischen Konkurrenten - dessen voll und ganz bewusst.
Eigene
Übersetzung des Forum
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