Das bedeutendste
Ereignis in der Firmengeschichte der Allianz AG war im vergangenen
Jahr der Erwerb der französischen AGF Gruppe, mit einem Finanzierungsaufwand
von 9,1 Mrd. DM, die bisher bei weitem grösste Akquisition
in der Geschichte unseres Unternehmens.
Mit diesem
Erwerb nähert sich die Allianz AG schneller als erwartet und
in grossen Schritten ihren strategischen Zielen.
Wir wollen
in den für uns wichtigen Märkten zu den ersten fünf
Versicherern gehören, wobei wir in dem zusammenwachsenden Europa
allen Regionen grosse Bedeutung beimessen. Die Allianz erreichte
bereits vor der AGF-Partnerschaft dieses Ziel in Deutschland, Österreich,
der Schweiz, Italien, Ungarn, der Tschechischen und Slowakischen
Republik. Nun befinden wir uns auch in anderen wichtigen europäischen
Märkten unter den ersten fünf führenden Anbietern.
In Frankreich,
dem fünftgrössten Versicherungsmarkt der Erde, kommt die
Allianz von Platz 16 auf Nummer 3.
Auch in Spanien,
Belgien, Irland und Griechenland erreichen wir die angestrebte Bedeutung,
teilweise von kaum wahrnehmbaren Positionen ausgehend. Ausserdem
nähern wir uns in den Niederlanden und Portugal der erwünschten
Marktstellung.
Optimale
Größe für die neuen Herausforderungen
Grösse
kann, muss aber nichts mit Gigantismus oder gar Grössenwahn
zu tun haben. Für uns wie für andere international tätige
Finanzgruppen ist es von erheblicher Bedeutung, eine bestimmte Grösse
zu erreichen, um produktiv und profitabel zu operieren. Es geht
um Kostenvorteile bei der Bearbeitung und Verwaltung von Policen,
bei der Produktentwicklung, bei der Schadenregulierung und bei der
Streuung von Risiken. Das heisst grob gesagt: Je mehr Kunden und
Verträge ein Unternehmen betreut, desto kostengünstiger
können die Strukturen gestaltet werden. Eine bestimmte Grösse
ist auch notwendig, um neue Geschäftsfelder aufzubauen oder
neue Vertriebskanäle zu erschliessen. Hier haben die grösseren
und bekannteren Spieler am Markt immer einen Wettbewerbsvorteil.
Da auch die einzelnen Märkte zu grösseren zusammenwachsen
-ich erinnere in diesem Zusammenhang an den europäischen Einigungsprozess,
aber auch an die Handelsräume Nafta und Mercosur - erwarten
wir, dass global aufgestellte Unternehmen dieser Entwicklung folgen.
Dieser Trend wird noch dadurch verstärkt, dass nur grössere
Unternehmen die notwendige Finanzkraft besitzen, neue und teure
Informationstechnologien kostengünstig einzusetzen.
Auch unserem
Ziel, eine führende internationale Rolle in Spezialmärkten
einzunehmen, kommen wir durch die Akquisition der AGF ein Stück
näher. Gemeinsam mit der zur AGF gehörenden Kreditversicherungsgruppe
Euler ist die Allianz in diesem Geschäftsfeld in Europa die
Nummer 1.
Als Anbieter
von Assistance-Leistungen erreichen die Gruppenunternehmen Elvia-Reise
von der Schweiz aus und die Mondial, eine Mehrheitsbeteiligung der
AGF, weltweit eine führende Position.
Wir streben
an, am hohen Wachstum der Versicherungsmärkte in den Emerging
Markets teilzunehmen. Das betrifft nicht nur Zentral- und Osteuropa,
sondern vor allem auch Südamerika und Asien-Pazifik. Das Engagement
der AGF ergänzt hervorragend unsere bisherigen Aktivitäten
in diesen Erdteilen. In Asien gelingt uns damit der Einstieg in
schwierige Märkte wie z.B. Malaysia, in denen wir bisher nicht
vertreten waren.
Unser Geschäftsfeld
internationale Industrieversiche-rung wollen wir zur weltweit ersten
Adresse ausbauen. Die AGF stärkt hier merklich unsere Position.
Sie gehört zu den wichtigsten und renommiertesten Industrieversicherern,
besonders in Frankreich, aber nicht nur dort. Marktführer ist
die AGF in den Geschäftsbereichen Marine, Luftfahrt und in
der Transportversicherung. Das heisst, wir können unsere anspruchsvollen
Industriekunden dank dieses hinzugewonnenen Know--hows noch besser
bedienen.
Das Vermögensmanagement
soll zu einem profitablen Kerngeschäftsfeld entwickelt werden.
Unsere Kapitalanlagen erhöhen sich mit der AGF um weitere etwa
75 Mrd. Euro auf deutlich über 330 Mrd. Euro. Die Grundlage
für die Entwicklung unseres Kerngeschäftsfeldes wird damit
erheblich verbreitert.
Dies macht
deutlich, wie gut die AGF und die Allianz einander ergänzen
und wie sehr sich ihre strategische Position damit verbessert.
Wichtig war
es uns ähnlich wie bei anderen Akquisitionen- klar zu
signalisieren, dass wir uns als multilokales Unternehmen verstehen:
mit lokalen Gesellschaften global präsent. Wir respektieren
die französische Identität der AGF: Das Management ist
französisch, das Unternehmen bleibt an der Pariser Börse
notiert. Im Verwaltungsrat der AGF gibt es nur drei Allianz-Vertreter.
Die AGF erhält zudem die territoriale Verantwortung nicht nur
für Frankreich, sondern auch für die Benelux-Länder,
Nordafrika und den Mittleren Osten sowie für Südamerika.
So wächst
die Allianz-Gruppe mit der AGF zusammen in eine neue Dimension hinein.
Über 80% unseres Geschäftes stammen aus dem europäischen
Raum. Der Anteil des deutschen Umsatzes und der deutschen Belegschaft
an der neuen Allianz-Gruppe wird nach der vollen Konsolidierung
weniger als 40 % betragen. Noch vor 12 Jahren waren mehr als 80
% deutsches Geschäft. Die Allianz hat sich damit von einem
deutschen zu einem globalen Unternehmen gewandelt, mit Europa als
ihrem Heimatmarkt.
Deutscher
und französischer Versicherungsmarkt: Parallelen und Unterschiede
Nach drei europäischen
Richtlinien-"Generationen", d.h. nach ca. 20 Jahren sind heute die
rechtlichen Rahmenbedingungen beider Märkte weitgehend angepasst
worden. Diese Rechtsangleichung hat jedoch den freien Wettbewerb
sowie die unterschiedlichen Verbrauchergewohnheiten wenig beeinflusst.
Im Sachversicherungsbereich
bestehen weiterhin erhebliche Produktunterschiede und dies sowohl
im Privat- als auch im Gewerbekundensegment. Französische Versicherer
bieten bereits seit Jahren sogenannte "Multi-Risiko-Produkte" an.
Diese Pakete bündeln sowohl im Privat- als auch im Gewerbesegment
viele Garantien innerhalb einer Police - Garantien, die in Deutschland
noch überwiegend einzeln angeboten werden. Dagegen besteht
in der Autohaftpflicht weitestgehend Übereinstimmung zwischen
französischen und deutschen Produkten.
Die Lebensversicherungsmärkte
beider Länder sind, unabhängig von der europäischen
Harmonisierung des Versicherungsvertrags- und aufsichtsrechts nach
wie vor durch unterschiedliche steuerrechtliche Behandlungen und
Interpretationen geprägt. In Frankreich werden Produkte, die
in Deutschland als reine Sparverträge qualifiziert würden,
als Lebensversicherung anerkannt und in beachtlichen Volumina sowohl
von Versicherern als auch von Banken vertrieben. Unabhängig
von diesen rechtlichen Rahmenbedingungen haben abweichende Verbrauchergewohnheiten
in Frankreich äusserst attraktive, von der traditionellen Risiko-
oder Altersvorsorgefunktion divergierende Kapitalanlage-produkte
innerhalb der Lebensversicherungspalette entstehen lassen.
Im übrigen
Personenversicherungsgeschäft (Kranken- und Unfallversicherungen)
beeinflussen die sozialversicherungsrechtlichen Unterschiede die
jeweiligen Angebote. Hier ist der deutsche Markt flexibler und verbraucherorientierter.
Die vorstehend
aufgezeigten Beispiele machen deutlich, in welchem Masse ein in
beiden Ländern tätiges Unternehmen aus seiner doppelten
Präsenz Nutzen ziehen kann. Zielgerichteter und institutionalisierter
Wissenstransfer ermöglicht verbraucherorientierte Produktangebote,
die den Kunden in beiden Märkten gleichermassen zugute kommen.
Die hervorragende
Markstellung wird der Allianz AG vor allem im künftigen Euro-Raum
Wettbewerbsvorteile verschaffen. Insbesondere bei den Kapitalanlagen
bieten sich uns bedeutende zusätzliche Ertragschancen. Mit
der technischen Umstellung auf die Euro-Währung sind wir voll
im Zeitplan.
Unseren Kunden
können wir in einem ersten Schritt auf Wunsch Versicherungen
in Euro ausstellen. Später werden Euro-Tarife folgen. Bis zu
echten europaweit gültigen Produktangeboten wird es noch etwas
dauern, aber wir arbeiten bereits heute daran.
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