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E D I T O R I A L © 2000
GLOBALISIERUNG UND DIE
EUROPÄISCHE MACHT IM
21. JAHRHUNDERT
Andreas
Präsident des
SCHWAB
deutsch-französisches Forum (de)
Xavier PACREAU
Präsident des deutsch-französisches Forum (fr)


Stellt man die Frage, welche Gestalt Europa in den kommenden Jahrzehnten annehmen wird, so wird damit auch die Frage nach der Rolle aufgeworfen, die es im Globalisierungsprozess spielen will.

Die oftmals in Schreckensfarben gezeichnete Globalisierung betrifft als sich fortsetzender Prozess sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft. Darin schlägt sich der Übergang des Nationalen, d.h. des Lokalen, zum Internationalen hin nieder. Es handelt sich zwar um einen ursprünglich wirtschaftlichen Paradigmenwechsel. Dessen Auswirkungen machen sich allerdings nach und nach auch in vielen anderen Bereichen bemerkbar.

Muss Europa vor dieser Entwicklung Angst haben? Muss es dabei notwendigerweise seine Identität verlieren?

Anders als es auf den ersten Blick den Anschein hat, kommt die Gefahr nicht von aussen, sondern von innen. Sollten wir uns nämlich auf uns selbst zurückziehen, würden wir offensichtlich ein unkalkulierbares Risiko eingehen. Die Globalisierung birgt weniger Gefahren als ein falsches europäisches Denken, das der Vereinheitlichung und der Standardisierung Vorschub leistet und keinerlei Vorstellung davon hat, dass die Stärke und der wirkliche Reichtum unserer Union in der Vielfalt der Kulturen zu suchen ist. Um unseren Kontinent an der Globalisierung teilhaben zu lassen, müssen wir in Europa eine Grundlage finden, um ihr unseren Stempel aufdrücken zu können. Nur mit einer solch dynamischen Haltung können wir uns einem Modell widersetzen, das nicht das unsrige oder - schlimmer noch - das mit unserer Kultur, unseren Traditionen und unserer Zivilisation unvereinbar ist.

Vielleicht ist es aber gerade deswegen so schwierig, sich mit dieser Situation auseinanderzusetzen, weil sie uns unsere eigenen Ungewissheiten, unsere eigenen Ängste zwischen Nationalstaatlichkeit und Supranationalität vor Augen führt.

Um die Globalisierung nicht einfach hinzunehmen, muss Europa einen Beitrag zu den noch ungewissen Regeln dieser neu entstehenden Ordnung leisten. Und das natürlich in wirtschaftlicher wie sozialer Hinsicht, aber auch in einem allgemeineren Sinne bezüglich der Verhaltensnormen, die der internationalen Gemeinschaft zugrunde liegen und für die Staaten verbindlich werden müssen. Angesichts seiner Geschichte und seiner Erfahrungen kann und muss Europa dieses von Jürgen Habermas so genannte "Weltbürgerrecht" als Mittel der Friedensproklamation ausserhalb seiner Grenzen fördern. In Zukunft wissen wir: der Friede der andern ist auch unser Friede.


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