Deutsch-Französisches
Forum: In Ihrem letzten Buch "La Revanche de l'Allemagne 1989-1999",
das gerade veröffentlicht wurde, kommen Sie zu dem Schluss, dass
sich Deutschland seit der Wiedervereinigung und der Herausbil-dung
der sogenannten "Berliner Republik" von Frankreich gelöst habe.
Denken Sie nicht, dass diese Schlussfolgerung eher etwas mit den
regierenden Politikern in beiden Ländern zu tun hat als mit einem
tiefen Bruch der Dynamik zwischen Frankreich und Deutschland, die
doch auf verschiedenen Ebenen weiterbesteht? So könnte man in diesem
Zusammenhang beispielsweise an die kürzlich erfolgte Gründung der
EADS erinnern, an Gerhard Schröders Wahl einer Französin als Frankreichberaterin,
an die privilegierten deutsch-französischen Wirtschaftsbezie-hungen,
die vielfältigen kulturellen Verbindungen, die vor allem dank der
Kulturinstitute zwischen Frankreich und Deutschland bestehen, an
die Einheitswährung, die für Deutschland eine grundlegende Entscheidung
darstellte, an die deutsch-französischen Gipfeltreffen oder auch
an die Nürnberger Verträge etc.
Georges Valance: In meinem Buch stelle ich vor allem Fragen.
Es bildet eine Art Aufruf. Persönlich stehe ich Europa sehr positiv
gegenüber, gleichwohl habe ich bereits vor dem Regierungswechsel
in Deutschland bemerkt, wie die Vorschläge zur europäischen Einigung
nahezu verschwunden sind. Nun ist ja bekannt, dass diese Einigung
im wesentlichen auf französischen und deutschen Initiativen gründet.
Seit dem Schäuble-Lamers-Bericht vom September 1994, in dem die
beiden CDU-Spitzenpolitiker eine Konzeption Europas aus deutscher
Sicht darlegten, scheinen ja nicht gerade viele Vorschläge gemacht
worden zu sein.
Darüber hinaus hat man den Eindruck einer gewissen Gleichgültigkeit
Deutschlands gegenüber Frankreich. Ein Beispiel: Die Art und Weise,
wie die Entscheidungen in der Atomenergiepolitik angekündigt wurden,
war zumindest merkwürdig; eine Partnerschaft kann so nicht funktionieren.
Auch wenn dies letztlich nicht erfolgreich endete, kann man hier
auch an die Art und Weise erinnern, wie die Allianz zwischen der
Londoner und der Frankfurter Börse ohne Pariser Beteiligung geführt
worden war. Noch vor einigen Jahren wären die Dinge wahrscheinlich
nicht in dieser Form abgelaufen. Im übrigen halte ich die Rechtfertigung
einer solchen Initiative für unglaubwürdig, der zufolge die Finanzwelt
und die Industrie in Deutschland gegenüber der Politik vollkommen
unabhängig seien. In Wahrheit gibt es innerhalb der deutschen Elite
eine viel grössere Abstimmung als in Frankreich. Unser Land ist
vielleicht gar nicht so zentralistisch, wie man es gern behauptet,
und andererseits ist es auch nicht sicher, ob Deutschland so dezentralisiert
ist, wie es scheinen mag. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Verantwortlichen
der Deutschen Bank und der Deutschen Börse bei einer solchen Angelegenheit
in der ein oder anderen Form mit Bonn Kontakt aufgenommen haben.
Als Beleg dafür kann in meinen Augen gelten, dass Helmut Kohl, als
er mit Gorbatschow in Kontakt getreten ist, um ihn davon zu überzeugen,
sich der deutschen Wiedervereinigung nicht in den Weg zu stellen,
die verantwortliche Führung der Banken eingeladen hat, die sogleich
nach Moskau gereist ist. Zu keinem Zeitpunkt hat sie ihre Unabhängigkeit
gegenüber der Staatsmacht vorgeschützt.
Forum: Hat sich Frankreich gegenüber Deutschland mit dem einseitigen
Beschluss, die Wehrpflicht abzuschaffen, nicht ganz ähnlich Verhalten?
G. Valance: Das ist richtig. Im übrigen ist diese einseitige
Entscheidung in Deutschland sehr schlecht aufgenommen worden. Die
Frage hätte zwischen unseren beiden Ländern im Vorfeld diskutiert
werden müssen. Trotzdem scheint es sich hier eher um eine vereinzelte
Ungeschicktheit Frankreichs zu handeln.
Wenn man die europäische Wirklichkeit betrachtet, drängt sich der
Eindruck auf, dass die Franzosen vielleicht mehr auf Europa angewiesen
sind als die Deutschen, auch wenn sie sich - genauso wie ihre politische
Führung - dessen nicht unbedingt bewusst sind. Wenn ich die aktuelle
Lage analysiere, nehme ich immer den letzten Weltkrieg und die Nachkriegszeit
als Ausgangspunkt. Damals bedeutete die europäische Einigung für
Deutschland die Wiedererlangung der Souveränität. Für Frankreich
entsprach dies zumindest theoretisch einem Souveränitätsverlust.
Seit Deutschland nun seine volle Souveränität wiedererlangt hat,
hat die Stunde der Wahrheit geschlagen: es ist nicht länger selbstverständlich,
dass Deutschland wirklich auf die europäische Einigung angewiesen
ist. Diese Situation wird sich sicherlich über mehrere Jahre erstrecken.
Was mich daran interessiert, ist es, mögliche Tendenzen aufzuzeigen,
und sei es auch nur, damit die Regierungen diese korrigieren.
Ich glaube, dass Europa in seiner jetzigen Gestalt Deutschland voll
und ganz genügt. So ist zum Beispiel - eben seit etwa zehn Jahren
- das Konzept der Vereinigten Staaten von Europa aus dem Wortschatz
der verantwortlichen deutschen Politiker verschwunden. Die allseits
besprochene Föderalismusdebatte ist verstummt. Sie wird nur noch
in Frankreich geführt, während davon in Deutschland, wo der Föderalismus
doch gewollt wurde, nicht mehr die Rede ist. Selbst Helmut Kohl
hat dieses Thema am Ende seiner Amtszeit nicht mehr angesprochen.
Forum: Denken Sie nicht, dass es legitim ist, dass Deutschland
nach einer Rolle strebt, die seiner Bedeutung in Europa und der
Welt entspricht, so wie ja auch Frankreich danach strebt? Glauben
Sie, dass diese Rolle für Frankreich in jedem Fall negative Folgen
haben muss? Könnte Deutschland nicht eher eine stimulierende Rolle
spielen?
G. Valance: Man muss sich eingestehen, dass Deutschland -
in den Worten Helmut Kohls - wieder zu einer bedeutenden Macht mittlerer
Grösse geworden ist. Sein besonderes Gewicht, das es heute in Europa
gewonnen hat, wird notwendigerweise Folgen für die Zukunft haben.
Man darf nicht glauben, dass das Europa von heute dasselbe ist wie
früher. Es ist also völlig normal, dass Deutschland eine Rolle spielen
möchte, die seiner Stellung in Europa und in der Welt entspricht.
Demgegenüber ist es aber genauso natürlich, dass die Franzosen sich
darüber Gedanken machen, wie sich diese Rolle mit der europäischen
Einigung und den französischen Interessen vereinbaren lässt. Wenn
Deutschland seine Interessen verteidigen darf, dann darf das Frankreich
ebenfalls. Es geht dabei keineswegs darum, eine Konfrontation heraufzubeschwören.
Es gilt vielmehr, sich ohne Umschweife einzugestehen, dass vielleicht
Interessen bestehen, die sich auseinanderentwickeln, und über Möglichkeiten
nachzudenken, wie diese wieder in Einklang gebracht werden können.
Deswegen wäre es auch beunruhigend, wenn es keine europapolitischen
Vorschläge und Initiativen mehr geben sollte. Wenn Europa nämlich
so bleibt, wie es ist, dann besteht die Gefahr eines Ungleichgewichts
und einer deutschen Dominanz. Paradoxerweise ist man heute - wenn
man ein bisschen übertreiben will - in Frankreich Nationalist, wenn
man mehr Europa fordert. Deshalb glaube ich, dass Charles Pasqua
sich irrt, selbst wenn er die richtigen Fragen aufwerfen mag. Sich
keine Fragen zu stellen, käme allerdings einer Selbsttäuschung gleich
oder wäre kennzeichnend für eine mangelnde Haltung, wie sie für
Menschen typisch ist, die sich in alle Veränderungen ergeben.
Als Gerhard Schröder während seines Wahlkampfes das Thema der Verteidigung
der deutschen Interessen in den Vordergrund gerückt hat, war ich
weniger schockiert als andere. Dagegen ist mir die Bedeutung dieses
Konzepts aufgestossen. Politisch gesehen bedeutet das nämlich, diese
Interessen seien vorher nicht vertreten worden. Wenn man diese Überlegung
weiterverfolgt, dann bedeutet das also, dass die Bundesrepublik,
als sie deutlich stärker pro-französisch und pro-europäisch ausgerichtet
war, in gewisser Hinsicht nicht ihre eigenen Interessen vertrat.
So würde die Bonner Republik, die uns wie ein vollkommenes Modell
präsentiert wurde, zu einer Art - wie es bisweilen zu hören war
- Vichy-Regime. Eine solche Behauptung ist für mich ausgesprochen
befremdend, denn ich war stets davon überzeugt, dass Adenauer und
Kohl grosse deutsche Patrioten waren. Ich bin schockiert und gerate
ins Grübeln, wenn ich höre, wie hochrangige verantwortliche Politiker
andeuten, dass sie nicht die deutschen Interessen vertreten hätten.
Eine solche Haltung gibt zu verstehen, dass man, wenn man für Europa
und die privilegierten Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich
Position bezieht, vielleicht gar nicht einmal für die deutschen
Interessen eintritt …
Forum: … aber vielleicht ging es einfach um ein innenpolitisches
Argument aus Anlass eines Bundestags-wahlkampfes …
G. Valance: Das denke ich nicht. Man muss stets die Gründe
hinterfragen, warum man, um zu gewinnen, auf solche Argumente zurückgreift.
Es bedeutet nämlich, dass diese Argumente in der Öffentlichkeit
auf ein gewisses Echo stossen, was fast noch schlimmer ist.
Forum: Böte eine verstärkte Dezentralisierung in Frankreich nicht
die Möglichkeit zu einer Weiterentwicklung und einer Angleichung
an die föderalistische Tendenz des europäischen Einigungsprozes-ses?
In ihrem letzten Buch beschreiben Sie dieses Merkmal der europäischen
Einigung, wie es von Deutschland vorgebracht wurde, als einen Streitpunkt
mit Frankreich. Auf der Regierungskonferenz, die schliesslich zum
Maastricht-Vertrag geführt hat, haben sich die französischen Verhandlungspartner
und der damalige französische Staatspräsident für die Aufnahme einer
föderalen Zielsetzung Europas in das Vertragswerk ausgesprochen.
Diese Vertragsbestim-mung ist erst auf Drängen der Engländer gestrichen
worden. Glauben Sie wirklich, dass Frankreich seit den Verhandlungen
zum Maastricht-Vertrag seine Haltung gegenüber dieser Frage merklich
verändert hat?
G. Valance: Frankreich hat eine republikanische Grundlage,
der der föderale Geist fremd ist. Ich komme aus Lothringen und für
mich persönlich bedeutet meine französische Staatsbürgerschaft nicht,
dass ich Lothringer bin und dann erst Franzose, sondern dass ich
vor allem Franzose bin. Unsere Situation ist mit der Situation in
Deutschland nicht vergleichbar, wo man beispielsweise Bayer und
Deutscher ist. Ich teile diese Sorge mit den französischen Souveränisten,
auch wenn ich deren Schlussfolgerungen nicht teile. Könnte Frankreich
noch fortbestehen, wenn sein nationaler republikanischer Zusammenhalt
verloren ginge?
Forum: Trotzdem hat sich Frankreich beim europäischen Einigungsprozess
nicht gegen die Aufnahme einer föderalen Zielsetzung in den Maastricht-Vertrag
ausgesprochen. Angesichts dieses fehlenden Widerstandes scheint
dies - anders als sie es in Ihrem letzten Buch andeuten - doch kein
strittiges Thema zwischen Frankreich und Deutschland bilden zu können.
G. Valance: Es scheint mir dennoch, dass das föderale Modell
eher aus Mangel denn aus Überzeugung übernommen wird. Ein grosses
Land wie Frankreich darf allerdings nicht zulassen, dass sich Europa
aus Mangel eint. Zurecht wird oft darauf hingewiesen, dass die europäische
Einigung etwas Besonderes darstelle. Aber deswegen muss sie ja noch
nicht vage sein. Die einzige Form, wie die Eigenarten und die Sichtweise
Frankreichs auf europäischer Ebene mit berücksichtigt werden können,
besteht darin, diese klar darzulegen. Deshalb glaube ich auch, dass
unser Land europapolitisch viel dynamischer werden muss, denn gerade
Frankreich braucht in dieser Hinsicht am ehesten Klarheit. So war
es ein Fehler, inhaltlich nicht auf das ausgesprochen wichtige Schäuble-Lamers-Dokument
aus dem Jahr 1994 geantwortet zu haben, obwohl es einen Appell an
Frankreich darstellte.
Die Franzosen, die zahlreiche europäische Initiativen angeregt haben,
entwickeln zur Zeit nicht eben viele Vorschläge. Wer könnte denn
Konkretes nennen, was Jacques Chirac oder Lionel Jospin vorgelegt
hätten? Was Gerhard Schröder betrifft, so verhält es sich nicht
anders. In bezug auf fehlende Vorschläge stehen sie sich in nichts
nach. Manche Regierungspolitiker rechtfertigen diesen Umstand, indem
sie auf die kürzlich erfolgte Einführung des Euro verweisen. Mag
sein. Aber ich glaube nicht, dass die Denktätigkeit einfach so abbricht.
Wenn sie allerdings abbricht, dann bedeutet das vielleicht, dass
an einer Suche kein Interesse besteht. Auch wenn man nicht alles
gleichzeitig machen kann, bin ich doch überrascht, dass so wenig
diskutiert wird. Es muss dabei allerdings darauf hingewiesen werden,
dass sich neue Umrisse einer Reflexion abzeichnen.
Forum: Denken Sie, dass die Öffnung der deutsch-französischen
Partnerschaft gegenüber dem Vereinigten Königreich vor allem im
Bereich der Verteidigungspoli-tik wirklich ein Zeichen der Schwäche
der deutsch-französischen Beziehungen ist? Ist es nicht vielmehr
ein Zeichen für seine Gesundheit, seine Offenheit und für - auf
mancherlei Gebieten - eine Annäherung der britischen an die französischen
und deutschen Vorstellungen?
G. Valance: Franzosen und Deutsche reizt in regelmässigen
Abständen der Gedanke einer englischen Einbindung. Doch müssen sie
jedes Mal erkennen, dass Grossbritannien den Hoffnungen, die es
geweckt hatte, nicht gerecht wird. Dieses Land will einfach kein
Antriebsfaktor des europäischen Einigungsprozesses werden und begnügt
sich zumeist damit, sich mittreiben zu lassen.
In verteidigungspolitischer Hinsicht lässt sich beispielsweise feststellen,
dass bis Anfang der 90er Jahre keine erwähnenswerte Annäherung zwischen
Frankreich und Grossbritannien stattgefunden hat, obwohl dem eigentlich
nichts im Wege stand: beide Staaten waren Atommächte, hatten eine
internationale Interventionstradi-tion, eine Weltpolitik usw. Ihre
Verteidigungsinteressen schienen verhältnismässig ähnlich gelagert.
Trotzdem ist es nie dazu gekommen, weil die Engländer, nachdem sie
erfolgversprechende Perspektiven in Aussicht gestellt hatten, die
Sache nicht weiter verfolgten. Es ist allerdings gut möglich, dass
diese Vorgehensweise eine Schwächung der deutsch-französischen Partnerschaft
zur Folge haben sollte. Beide Regierungen, die französische sowohl
als auch die deutsche (das gilt auch für die Regierung Schröder
zu Anfang ihrer Amtszeit), haben diese Erfahrung gemacht. Letztlich
sind sie sich stets über das Unfruchtbare einer solchen Initiative
klar geworden und haben sich wieder einander zugewandt. Genau genommen
hat die englische Haltung oftmals zu einer Intensivierung der deutsch-französischen
Freundschaft beigetragen. Gleichwohl ist es richtig, dass es ohne
Grossbritannien kein Europa geben kann.
Forum: Ist es denn im Grunde nicht eher so, dass ein Teil Frankreichs
im Begriff ist, sich von Deutschland abzuwenden, und dass dies von
einem Wiedererstarken einer anti-deutschen Stimmung begleitet wird?
In Deutschland herrscht meines Wissens gegenüber Frankreich keine
derart kritische Geistesrichtung. Bietet unser Land nicht auch Anlass
zur Beunruhigung Deutschlands?
G. Valance: Es ist richtig, dass es in Frankreich manchmal
etwas übertriebene Befürchtungen gibt. Manche, die über Deutschland
sprechen, beziehen sich gedanklich auf den letzten Krieg oder auf
den Nationalsozialismus. Selbstverständlich ist das nicht meine
Absicht. Ich mache lediglich darauf aufmerksam, dass die europäischen
Beziehungen durch eine Grossmacht ins Ungleichgewicht geraten können,
wenn man kein wirkliches Europa errichtet. So kann beispielsweise
- einschliesslich für die Deutschen - wieder die Versuchung entstehen,
Machtverhältnisse zu nutzen. Ich glaube nicht an das Endgültige,
die Völker sind Veränderungen unterworfen. Wie die Deutschen es
selber zugeben, ist das Deutschland der Berliner Republik mit dem
Deutschland der Bonner Republik nicht identisch. Die Verhaltensweisen
entwickeln sich weiter. Ein Land, das besetzt und seiner Souveränität
beraubt ist, ist nicht identisch mit demselben Land, wenn es frei
ist.
Ich finde es bedauerlich, dass manche Franzosen einer Debatte über
eine eventuelle Wiederkehr des Nationalsozialismus, des Krieges
Nahrung geben. Das ist eine grobe Vereinfachung. Deutschland ist
ein mindestens ebenso demokratisches Land wie das unsere. Demgegenüber
erscheint mir die Frage nach den Macht- und Einflussbeziehungen
als legitim. Ich bin der Ansicht, dass die ausschlaggebende Bedingung
für eine Weiterentwicklung Europas in einem wirklichen Gleichgewicht
zwischen unseren beiden Staaten liegt. Wir müssen dafür Sorge tragen,
dass zu starke Unstimmigkeiten nicht zu einem Klima zwischen uns
führen, aus dem sich nur allzu leicht schwere Spannungen ergeben
könnten, deren Konsequenzen nicht vorherzusehen sind; die Geschichte
kommt niemals an ein Ende. Helmut Kohl pflegte daran zu erinnern,
dass der Euro eine Frage von Krieg und Frieden in Europa sei. Ich
beachte immer mit grösster Aufmerksamkeit die Semantik der Wortwahl.
Auch im Schäuble-Lamers-Bericht aus dem Jahr 1994 ist auf der ersten
Seite von Krieg die Rede. Es handelt sich dabei keineswegs um eine
Drohung: es sind einfach verantwortungsbewusste Männer, die aus
der Geschichte bestimmte Lehren gezogen haben und die wissen, wie
lange im vorhinein man eventuelle Fehlentwicklung vorausahnen muss.
Die Kriege, die sich vor den Grenzen Europas auf dem Boden des ehemaligen
Jugoslawiens abgespielt haben, sind dafür das beste Beispiel. Man
darf niemals denen Glauben schenken, die behaupten, dass es nie
wieder zu einem Krieg kommen wird. Vielmehr muss man gerade darüber
nachdenken, was zu tun ist, damit dies nicht geschieht. Ich interessiere
mich u.a. dafür, die Anzeichen für künftige Spannungen aufzuspüren,
indem ich nämlich Fragen aufwerfe und mögliche Fehlentwicklungen
diognostiziere. Man muss sich voll und ganz bewusst sein, dass es
immer zu spät ist, wenn es in den Machtbeziehungen zu solchen Fehlentwicklungen
kommt.
Eigene Übersetzung des Forum
Veröffentlichungen
Editions Perrin
- La République de Berlin : les dix ans qui ont changé l'Allemagne…
- à paraître.
- La revanche de l'Allemagne. 1989-1999 - 1999 .
Editions Flammarion
- Histoire du franc. 1360 - 2002, La légende du franc - Flammarion,
1998.
- Haussmann le grand - Flammarion, 1997 - 2000.
- Vie et mort du franc - Flammarion, 1995.
- La légende du franc de 1360 à demain - Flammarion, 1993.
- Les maîtres du monde : Allemagne, Etats-Unis, Japon - Flammarion,
1992.
- France - Allemagne - Flammarion, 1990.
- France Allemagne. Le retour de Bismarck - Flammarion, 1990.
Editions France Empire
- Affaire Haussmann - Ed. France Empire, 1997.
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