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• Die europäische Verteidigungselektronik
am Beginn des 21. Jahrhunderts
Die Umstrukturierung der europäischen Verteidigungsindustrie muss auf einer kooperativen und partnerschaftlichen Grundhaltung sowohl zwischen den Industriellen als auch zwischen den Regierungen beruhen. Für THOMSON-CSF ist die Zusammenarbeit in all ihren Formen von vitaler Bedeutung. Wir sind stolz darauf, seit über dreißig Jahren aktiv an der europäischen Kooperation und insbesondere an der verteidigungspolitischen Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich beteiligt zu sein. © 1999
Denis RANQUE - Vorstandsvorsitzender von THOMSON-CSF


THOMSON-CSF ist einer der weltweit grössten Konzerne der Verteidigungselektronik. Mit 50.000 Mitarbeitern erwirtschaftet das Unternehmen jährlich etwa 15 Mrd DM. Mehr als ein Viertel der Mitarbeiter arbeitet ausserhalb Frankreichs.

Als weltweit operierendes Unternehmen - von 100 DM werden mehr als 70 ausserhalb Frankreichs umgesetzt - muss sich THOMSON-CSF ständig den Gegebenheiten des internationalen Marktes anpassen.

Einige Randbedingungen für diese Anpassung will ich nennen :

- Die Verteidigungsbudgets insbesondere der europäischen Allianzpartner sinken. Betroffen sind in Europa gleichermassen Forschung, Entwicklung und Beschaffung. Sinkende Budgets zwingen zur Bündelung der europäischen Ressourcen unter Nutzung aller Formen der Kooperation und sie erfordern besondere Anstrengungen auf dem Exportmarkt.

- Amerika ist gleichermassen Europas Partner für transatlantische Kooperationen wie auch Europas Wettbewerber am Weltmarkt. Die Bedingungen für den Wettbewerb sind diesseits und jenseits des Atlantiks nicht vergleichbar.

In den USA bündelt ein zentraler Auftraggeber die Deckung des gesamten Bedarfes. Dem steht in Europa eine zersplitterte Bedarfsdeckung gegenüber. Dies führt in Europa zu begrenzten Serienumfängen und zur Verzettelung der Entwicklungsmittel.

In den USA sanken in den letzten Jahren ebenfalls die Kredite für die Beschaffung von Rüstungsgütern. Forschung und Entwicklung blieben dagegen annähernd auf dem hohen Niveau des Beginns der 90er Jahre. Dies ist in Europa nicht der Fall.

Der amerikanischen Industrie werden ihre Aufwendungen für wehrtechnische Forschung und Entwicklung weitgehend erstattet, dies gilt nicht im gleichen Masse für die europäische Industrie.

u Die amerikanische Industrie hat ihre Restrukturierung weitgehend vollzogen. Diese Restrukturierung wurde finanziell vom amerikanischen Verteidigungsministerium unterstützt. Um so dringender ist jetzt die Restrukturierung der europäischen Rüstungsindustrie: Erst sie wird es erlauben, mit den USA auf gleichberechtigter Basis zu kooperieren und im fairen Wettbewerb am Weltmarkt zu konkurrieren.

u Die Restrukturierung der europäischen Rüstungsindustrie muss vom Geiste der Kooperation und der Partnerschaft sowohl der beteiligten Industrien wie auch der Regierungen getragen werden.

Für THOMSON-CSF ist die Kooperation in all ihren Formen seit Jahren von zentraler Bedeutung.

Wir sind stolz darauf, dass wir seit über 30 Jahren einen aktiven Beitrag zur europäischen und insbesondere zur deutsch-französischen Rüstungszusammenarbeit leisten konnten.

Es wird in Zukunft kaum ein europäisches Grossvorhaben geben, in das nicht Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Italien eingebunden sein werden. In vielen Fällen wird der Rahmen der Zusammenarbeit noch weiter zu spannen sein.

Die Entwicklung der internationalen Dimension von THOMSON-CSF trägt dieser Entwicklung schon seit Jahren Rechnung.

Die Teilnahme von THOMSON-CSF an fast allen europäischen Kooperationsvorhaben ist kein Zufall.

Mit 6.000 Mitarbeitern im Vereinigten Königreich, mit über 3.000 Mitarbeitern in Deutschland und fast 3.000 in den Niederlanden spricht das Unternehmen heute zu seinen Kunden als Franzose in Frankreich, als Engländer in Grossbritannien, als Holländer in den Niederlanden und als Deutscher in Deutschland.

Auch in anderen Partnerländern ist THOMSON-CSF mit eigenen Komptenzzentren zuhause. Unterstreichen will ich besonders unsere Präsenz in Italien, Norwegen, der Schweiz und Spanien.

Ein Wort noch zu unserer Präsenz in Deutschland: Kürzlich wuchs die Zahl unserer Mitarbeiter hier auf über 3.500 Mitarbeiter unter anderem Dank der Übernahme der SEL Verteidigungssysteme, der Verteidigungsaktivitäten der ehemaligen "Deutschen Systemtechnik" und der Bildung der Joint Venture mit SIEMENS im Bereich der Flugsicherheit.

Die hohe Kompetenz unserer deutschen Filialen und deren Nähe zum deutschen Kunden sind für die Gruppe von unschätzbarem Wert.

Es war nur natürlich, dass die starke und breit gefächerte Präsenz der Gruppe in den europäischen Partnerländern auch im neuen Aufsichtsrat der Gruppe seinen Niederschlag fand: Die Hauptversammlung berief die Herren Dr. Cromme, Vorsitzender des Vorstandes der Krupp-Thyssen, und den Briten Lord Freeman, in dieses Gremium.

Die auf Einzelprogramme bezogene Rüstungskooperation der Vergangenheit war ein wichtiges Instrument europäischer Ressourcenbündelung. Der dramatische Abbau der europäischen Verteidigungsbudgets einerseits und die Vorreiterrolle, die die US-Industrie mit der Bündelung ihrer Ressourcen übernommen hat, zwingen Europa, über die reine Programmkooperation hinauszugehen.

Notwendig ist die strukturelle Kooperation, die Bereitschaft zu gegenseitigen Abhängigkeiten und die Bildung von Kompetenzzentren in den Partnerländern.

Ich fasse zusammen:

- Die europäischen Regierungen haben begonnen die Rahmenbedingungen effizienter Marktstrukturen zu schaffen.

- Die europäische Rüstungsunternehmen haben ihre Effizienz zu steigern. THOMSON-CSF tut dies seit vielen Jahren und wird auf diesem Wege fortschreiten.

- Industrielle europäische Strukturen sind zu schaffen, die den zentralen Interessen der Partner gerecht werden und eine nachhaltige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie mit sich bringen. THOMSON-CSF wird diese Restrukturierung aktiv mitgestalten.

- Die Bildung europäischer Pole der Verteidigungselektronik wird zu berücksichtigen haben, dass der Kunde für diesen Bereich auch in Zukunft einen Wettbewerb fordern wird.

- Die transatlantische Zusammenarbeit bleibt unverzichtbar. Sie wird es erlauben, in Europa als Europäer, in den Vereinigten Staaten von Amerika als Amerikaner und am Weltmarkt als transatlantisches Unternehmen zu agieren.



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